Wegweiser in einem Hotel - links: New Work und Co-Working; rechts: Spa und Active

Monatsnotiz: Januar 2024

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze Zusammenfassung meines Monats meiner letzten Monate.

Im letzten Jahr habe ich den Schwung verloren: Drei Monatsnotizen in 12 Monaten. Die Elternzeit und das nahende Ende meines Gigs am WZB hatten sicher damit zu tun. In diesem Jahr wird sich das ändern. Der Schwung kommt zurück. Denke ich.

Ende des Jahres 2023 habe ich meine Stelle als Digital Officer / Digitalisierungsbeauftragter am WZB verlassen. Über drei Jahre, in denen viel passiert ist: wir haben eine Digitalstrategie entwickelt, Hilfestellungen für mobiles und hybrides Arbeiten in der Verwaltung gegeben, mit Nextcloud, Zoom und anderen Tools die Arbeitsumgebung der Mitarbeitenden erneuert, einen Online-Kurs konzipiert und umgesetzt, mit dem sich alle am WZB diese neue Arbeitsumgebung aneignen können. Ein interner Blog ist gewachsen und ein interner Podcast zu digitalen und hybriden Veranstaltungen hat interne Expertise zum Thema sichtbar gemacht. Eine Betriebsvereinbarung für digitale Zusammenarbeit ist entstanden, wir haben die Beschaffungsstrategie von Client Hardware an die neuen Gegebenheiten angepasst, interne Prozesse erhoben und uns auf eine gemeinsame Sprache und Logik der Erhebung von Prozessen geeinigt. Die Ausschreibung für ein Dokumentenmanagement, das die (Verwaltungs-)Arbeit am WZB von Grund auf ändern und erleichtern wird, ist auch auf den Weg gebracht. Zum Ende hin war ich für gut sieben Monate in Elternzeit und am Ende des letzten Jahres meinte eine Kollegin nachdenklich, es sei nun vielleicht gut, den Staffelstab zu übergeben. Das sehe ich auch so. Ich war am Ende der Zeit am WZB sehr viel matter als zu Beginn.

Seit Herbst 2023 war ich, nicht unerwartet, oft krank. Erreger und Keime, meist aus der Kita eingeschleppt, treffen ins Schwarze. Nicht nur bei mir, auch bei den Erzieher*innen – was in Kombination mit allgemeinem Personalmangel wiederum dazu führt, dass sich die Betreuungssituation als nicht belastbar darstellt. Das nimmt mehr Raum ein als ich vorab schon befürchtet hatte. Aber der Frühling kommt bald und damit liegt der erste Kita-Winter endlich hinter uns.

Für den Januar hatte ich das Ziel durchzuatmen, Alltagsdinge geregelt zu bekommen und vielleicht die eine oder andere Einheit aus meiner Ausbildung in der Organisationsberatung nachzuholen. Auch im Januar waren natürlich wieder Krankheitstage dabei – umso besser, dass nicht direkt ein neuer Job anstand.

Viele Leseempfehlungen sind daraus nicht entstanden, aber ein paar lasse ich doch hier:

Leseempfehlungen

“It’s not possible to be anti-fascist without being feminist”

Gerade vor dem Hintergrund der im Januar veröffentlichten Correctiv-Recherche zu dem Netzwerktreffen der neuen Rechten hat dieses Interview mit Ewa Majewska viele interessante Punkte getroffen. Eine Leseempfehlung.

“And this is also where I think our anti-fascism has to be feminist, because we need to understand that it’s not heroic, it’s not this “hero on a horse” that is going to save us, it is most often those who provide care and maintenance who allow social movements to go on. We’re not getting a Messiah of any kind. We are actually doomed to be collaborative, to be able to maintain our structures, to be able not to kick out everything just because somebody said something we didn’t like.”

Kombinieren lässt sich dieses Zitat für mich gut mit einer Passage im Podcast “Die Neuen Zwanziger”, in dem die beiden Hosts Bezug auf ein Tagesschau Interview mit Matthias Quent nehmen, hier der Link zu der Stelle im Podcast.

Kurz zusammengefasst: die Demonstrationen für Vielfalt und Demokratie und gegen Rechts, die im Kontext der Recherche in vielen Städten stattfinden, sollten ohne Politiker*innen und Regierungsparteien auskommen und sich einer Vereinnahmung durch diese möglichst erwehren. Die Aufgabe der Politik ist es, Politik zu machen, sie ist Adressatin der Demos. Die Demos entfalten ihre Wirkung, wenn sie die Politik adressieren, aus einer vielfältigen Gesellschaft heraus. Das können sie besser und glaubhafter, wenn diejenigen, die sie adressieren, nicht auf der Redner*innenliste stehen und dort so tun, als hätten sie nie “härter und schneller abschieben” gesagt und somit Narrative der Faschos gestärkt.

Virtual Meeting Fatigue

Virtual Meeting Fatigue oder auch Zoom Fatigue war gerade im ersten Jahr der Pandemie oft Gesprächsgegenstand. In diesem Paper kommen die Autorinnen zum Schluss, dass die fehlende Stimulation in online Meetings der Grund für Ermüdung und Erschöpfung sind, und nicht die Überforderung oder Überanstrengung der Teilnehmenden. Für diejenigen, die sich schon länger mit der Frage befassen, wie sich gute online Meetings und Workshops organisieren lassen, intuitiv vielleicht keine Neuigkeit, aber dennoch schön, es hier einmal in einer wissenschaftlichen Studie und Versuchsanordnung lesen zu können.
Ein gutes online Meeting sollte Teilnehmende stimulieren und anregen (wie jedes andere Meeting auch) – ein guter Merksatz für alle Meeting-Moderator*innen, gerade weil die Woche dann doch aus zu vielen online Meetings besteht, die diese Weisheit ignorieren.

Die Kunst des Konflikts

Disclaimer: ich empfehle “Die Kunst des Konflikts” von Klaus Eidenschink, obwohl ich es noch nicht komplett gelesen habe.

Viele Konfliktratgeber arbeiten auf eine Konfliktvermeidung hin oder empfehlen, den Ursachen des Konflikts auf die Spur zu gehen. Eidenschink widerspricht in seinem Buch und beschreibt wie Konflikte als eigenes System von den Handlungen ihrer Beteiligten genährt und weitergeführt werden, wie sich Konflikte letztendlich selbst erhalten und z.B. eine Ursachenforschung dem Konflikt sogar gut tut, ihn weiter entfacht. Und er macht den Punkt, dass es eben auch sinnvoll sein kann, in den Konflikt zu gehen und nicht nur Vermeidungs- und Glättungsstrategien zu fahren. So weit bis hier hin, mehr dann wenn ich weiter gelesen habe.

Hörempfehlungen

Das Podjournal

Hier im Blog schon mindestens einmal erwähnt: das Podjournal von Podcaster und Journalist Joern Schaar ist eine große Hörempfehlung für alle Podcast-Interessierten. Kurz und knapp die wichtigsten Neuigkeiten für alle, die Podcasts selbst aufnehmen, produzieren und veröffentlichen.

Embrace the Suck

This American Life ist für viele der Einstieg in das Hören von Podcasts gewesen. In “Embrace the Suck” dreht es sich darum, wie verschieden Menschen mit Verzweiflung und Frustration umgehen. Klingt düster, ist aber oft zum Lachen.

Freiheit Deluxe: Richard C. Schneider – “Draußen ist immer Gefahr”

Einer der (meist) deutschsprachigen Interview-Podcasts, den ich regelmäßig empfehle, ist Freiheit Deluxe. Diese Folge, veröffentlicht gut 1 Monat nach dem 07. Oktober 2023, mit Richard C. Schneider schafft den Spagat von persönlicher Erinnerung, Erzählung und Geschichte und politischer und historischer Einordnung des so lange andauernden Konflikts in Israel und Palästina. Ein Gespräch, das mir lange in Erinnerung geblieben ist.

Was kommt als Nächstes?

Im Februar, diese Notiz entsteht am 03.02., habe ich einen neuen Job angetreten. Ich bin nun Teil von Mann beißt Hund und freue mich auf ein neues Team, neue und teils ungewohnte Aufgaben, und die bevorstehenden Erfahrungen. Mehr dazu dann sicher in der nächsten Monatsnotiz.

Das Header Image (Christian Friedrich, CC0) sagt vielleicht auch mehr über New Work aus als so mancher Interview-Podcast zum Thema.

Radweg in einem Laubwald. Die Sonne scheint, aber die Bäume spenden Schatten.

Monatsnotiz: Oktober 2023

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze Zusammenfassung der Dinge, an denen ich arbeite meines Monats.

Zurück aus der Elternzeit und damit auch zurück hier im Blog. Die Monatsnotiz ist entsprechend kein lupenreiner Rückblick auf den Oktober.

Status: ich sitze am Esstisch, Junior ist eben eingeschlafen. Gestern bin ich ins Büro gekommen und wurde von einer Kollegin darauf aufmerksam gemacht, dass ich “ganz schön fertig” aussehe. Könnte am Schlafdefizit liegen. Und davon ab: in den letzten Wochen nicht so ganz put together zu sein, ist in Ordnung.

Systemischer Organisationsberater: \o/

Fast 1,5 Jahre und, laut Zertifikat, nach 338,5 Ausbildungsstunden darf ich mich nun hochoffiziell als systemischer Organisationsberater bezeichnen. Zeit, sich auch noch einmal hier bei allen Mitlernenden und Lehrenden zu bedanken. Peer Groups und Projektlernen waren ebenso zentrale Bausteine wie die Module, in denen wir vor Ort über Organisation, über ihren Wandel, über Architekturen, Methoden und Techniken von Interventionen, über Erfolge und Misserfolge gesprochen und gelernt haben.

Schon während der Ausbildung war es ein Vergnügen, Vorgänge, Interaktionen, Führung und Kommunikation besser zu verstehen oder auch nur besser beschreiben zu können. Und ich bin sicher, das Vergnügen wird auch bei kommenden Aufgaben aufkommen.

Teilnahmebescheinigung und Zertifikat über die Ausbildung zum systemischen Organisationsberater bei artop

Teilnahmebescheinigung und Zertifikat über die Ausbildung zum systemischen Organisationsberater bei artop

Wo ich im Netz zu finden bin

Vor 1 Jahr hat Twitter den Besitzer gewechselt. Es war vorher schon kein einfacher Ort und, wie viele andere auch, habe ich im Lauf der letzten Monate beschlossen, Twitter aufzugeben. Eigentlich ist zu der Transition schon alles gesagt, nur noch nicht von mir.

Inzwischen scheint es aber auch für viele, die bleiben, nicht mehr der Ort für Austausch und Vernetzung zu sein, der es einmal war. Ich höre immer wieder, dass das Engagement mit Tweets stark zurückgehen würde, eine Erfahrung, die Mastodon Nutzer*innen eher im umgekehrten Sinne machen. Ich habe mit dem Tweet Deleter all meine Tweets, Likes und Favs gelöscht, mich aber (noch) nicht entschlossen, mein handle dort aufzugeben. So bleibt der Rumpf meines Profils dort und verweist auf die Orte, an denen ich zu finden bin. Und, gentle reminder für alle, die auch eine Website haben: es ist auch angemessen, Links zu Twitter aus der eigenen About / Bio Seite herauszunehmen.

Mastodon freut sich über meinen regelmäßigen Besuch. Die Belehrungen, wie man sich im Fediverse RiChTiG verhält, sind weniger geworden. Ich lese mehr als ich schreibe, aber das geht den meisten so.

LinkedIn war für mich bisher das Netzwerk, wo ich als (Teil-)Selbstständiger sein muss. Ich spüre, dass dort mehr los ist, aber die “I am proud to share that I got out of bed this morning..” Attitüden lassen mich meist stirnrunzelnd zurück während ich die App wieder schließe. Manche wenige der Menschen, die ich sonst auf Twitter las, sind mit ihrer Aktivität nun dort zu finden. Bezogen auf blue sky und, schon viel länger: Instagram, bin ich bisher standhaft geblieben. Ausschließen, dass ich dort mit sichtbaren Profilen zu finden sein werde, möchte ich aber auch noch nicht.

In jedem Fall haben die letzten Monate noch einmal mehr den Wert einer eigenen Website im Sinne der Domain of One’s Own bewiesen. Und, als wäre es wieder 2006, ich habe mich wieder intensiver mit dem Abonnieren von Feeds beschäftigt und lese regelmäßig Nachrichten und Blogs über einen Feed Reader.

Zurück am WZB, bald wieder weg

Seit etwa sechs Wochen bin ich nach der Elternzeit zurück am WZB. Leider hat es mit einer Elternzeitvertretung nicht so funktioniert, wie sich das alle gewünscht hätten, und so puste ich von vielen Vorgängen den Staub nachdem ich sie Anfang des Jahres in das meist digitale Regal gestellt oder übergeben hatte.

Inzwischen ist mein Fokus aber auch nicht mehr darauf gerichtet, jeden Strang wieder aufzunehmen, sondern 1-2 Projekte bis zum Jahresende so weit zu bringen, dass sie abgeschlossen oder sauber übergeben werden können.

Denn nach dann etwas mehr als drei Jahren endet meine Zeit am WZB mit dem Jahr 2023. Viele Eindrücke bleiben haften, zu vielen guten Kolleg*innen halte ich hoffentlich den Kontakt. Parallel zu meiner Arbeit an der digitalen Transformation des WZB die Ausbildung in der Organisationsberatung zu machen und viel über Organisationen, Führung, Strukturen, Kommunikation und Interkation zu lernen, hat die Ausbildung und auch die Arbeit in jedem Fall bereichert.

Meine nächste Station steht schon fest, im Februar geht es los. Bis zum Ende des Jahres gilt die berufliche Konzentration aber noch den Aufgaben am WZB. Das wird sicher auch alle freuen, die hier als Kolleg*innen mitlesen (viele Grüße!).

Podcasts & Podcast Workshops

Ich war sehr still während meiner Elternzeit. Nun aber laufen auch erste Workshops zum Podcasting wieder an und ich überlege, ob es nicht wieder Zeit für 1-2 eigene Podcasting Projekte wird.

Im Oktober habe ich, organisiert vom Weiterbildungszentrum der FU Berlin, einen Online-Workshop zu Podcasting in Bibliotheken gegeben.

Nervöser aber war ich, weil ich im Oktober auch endlich einmal wieder einen Podcast Workshop in der Kohlenstoffwelt geben durfte. Eingeladen vom Team der Hochschuldidaktik der Uni Göttingen, habe ich einen zweiteiligen Workshop zu Podcasts in der Hochschullehre geleitet.

Einem ersten Online-Teil mit den Basics zum Podcasting folgte ein Tag vor Ort in Göttingen. Teams aus Lehrenden und Studierenden haben ihre Ideen weiterentwickelt und erste Trailer / Teaser eingesprochen. Iranischer Jazz, 2000 Jahre Kirchengeschichte, das Leben als aus dem Ausland zugezogene*r Akademiker*in in Göttingen: es war ein Haufen sehr guter Ideen für Podcast-Projekte dabei und ich hoffe inständig, dass die Teilnehmenden ihre Ideen umsetzen werden und ins Mikro sprechen, was sie zu sagen haben.

Ein Recorder und ein Podcast Headset auf einem Tisch in einem Seminarraum

Podcasting Technik in Göttingen

Mikrofone und Audio Equipment auf einem Tisch in einem Seminarraum

Podcasting Technik in Göttingen

Das Header Image (Christian Friedrich, CC0) zeigt diesmal einen Radweg in Brandenburg im Juli 2023

Sonnenuntergang am Hafen Koserow

Monatsnotiz: Februar 2023

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze monatliche Zusammenfassung der Dinge, an denen ich arbeite meines Monats.

Der erste Monat meiner Elternzeit ist schon vorbei, sechs weitere folgen. Andere Eltern schmunzeln oder lachen, wenn ich im Gespräch behaupte auf der Suche nach einem gemeinsamen Rhythmus oder einem wiederkehrenden Tagesablauf zu sein. Als ob es das gebe, sagen sie. Aber ich suche weiter.

<Kita-Rant> Wie Büroarbeit hat sich in diesem Monat vor allem die Auseinandersetzung mit dem absolut dysfunktionalen System der Kita-Platz-Vergabe in Berlin angefühlt. Ich habe Erfahrung mit öffentlicher Verwaltung, würde mich in meiner Hybris zu den mindestens durchschnittlich intelligenten Menschen zählen, ich habe keine Scheu vor Fleißarbeit.

Und dennoch würge ich beim Gedanken daran, dass es jemand irgendwo in dieser Stadt für eine gute Idee hält, eine Website namens Kita-Navigator anzubieten, mit der Menschen nach einem Betreuungsplatz in ihrer Nähe suchen sollen. Das Interface ist vollkommen vermurkst, nicht alle Kitas sind daran angebunden. Die Anmeldung für einen vermeintlich freien Betreuungsplatz über den Navigator wird von jeder Kita individuell bewertet und mehr oder weniger strategisch verfolgt, bloß keine Verpflichtung. Von “das nutzen wir nicht, aber wir sind da gelistet” über “bitte nur über den Kita-Navigator Kontakt aufnehmen” bis zu “erst dort anmelden, dann einen Anmeldebogen schicken, vorbeikommen, zweiwöchentlich bei uns anrufen und bestätigen, dass ihr noch Interesse an dem Platz habt” ist alles dabei.

Am Ende steht man dann bei 15 Kitas auf einer dreistellig besetzten Warteliste. Die Kitas haben zwischen 0-5 Plätze für einjährige Kinder frei. Wie man davon erfährt, ob man einen Platz erhält, ist unterschiedlich: Mal muss man anrufen, mal bekommt man eine Mail, meist erfährt man lange nichts. Mal geschieht das im Oktober des Vorjahres, mal im Januar, meist wohl erst im Sommer kurz vor dem gewünschten Start der Betreuung im August/September. Empfehlungen, sich für eine ggf. bevorstehende Klage auf einen Platz bei mindestens 15 Kitas auf die Liste setzen zu lassen, um dann gute Chancen auf einen positiven Klageausgang zu haben, kann man nur noch mit einem zerknirscht zynischen Lächeln hinnehmen. Denn wenn das alle machen – was sie ja müssen – erklärt das die Wartelisten und die vielfach anfallende Arbeit bei Eltern und den Kitas, die für den ganzen Murks noch am wenigsten können.

Wer jetzt denkt: ist ja witzig, ein privilegierter Typ über 40, der sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich mit der Betreuungssituation in Berlin auseinandersetzt, hat Recht. Ich hatte keine Ahnung, dass es wirklich so schlimm ist, habe Sorge ob wir einen Platz finden, befürchte, dass es bei der Schulsuche nicht anders sein wird. Und ich frage mich ernsthaft, wie das alles gerade diejenigen hinkriegen sollen, die nach jeder wissenschaftlichen Untersuchung den größten Bedarf an Betreuung haben, um ihrem Nachwuchs ansatzweise gleichwertige Chancen für gesellschaftliche Teilhabe zu bieten. Das kann alles nicht unser Ernst sein. Aber auf den Wahlplaketen steht immerhin, dass Bildung Herzensangelegenheit ist. </Kita-Rant>

Fortbildung: systemische Organisationsberatung

Die einzige Aktivität, die ich während meiner Elternzeit durchziehe und die direkt mit meiner Arbeit in Verbindung zu bringen ist, ist die Fortbildung in der systemischen Organisationsberatung, auch weil eine Unterbrechung organisatorisch kaum zu bewerkstelligen wäre. Im Februar stand das Modul an, in dem wir uns mit uns selbst, unseren Verhaltensmustern und Prägungen beschäftigen.

Was beobachte ich in einer Organisation und was fällt mir aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen eher oder anders auf als anderen? Zu wissen, welche Deformationen ich als Berater selbst mitbringe und welche Dinge mir deswegen verstärkt bei anderen und in ihren Organisationen auffallen, ist meine große Lehre aus diesem Modul.

Für die Ohren

Ein Großteil meines Tages besteht darin, mit dem Nachwuchs durch den kalten Berliner Spätwinter zu laufen. Der Nachwuchs schläft dabei bestenfalls und das wiederum ist eine Gelegenheit für Podcasts und Hörbücher.

The Coldest Case in Laramie habe ich in gut zwei Tagen durchgehört und kann es allen empfehlen, die schon die erste Staffel Serial mochten. Eine Journalistin macht sich auf in ihre Heimatstadt in Wyoming, Laramie, um einem Mord aus dem Jahr 1985 auf den Grund zu gehen. In den acht Folgen bekommt man einen lebendigen Eindruck der Gegend und der Leute. Kim Barker, die Journalistin, baut in dieser irgendwie roh und gleichzeitig einfühlsam erzählten Geschichte eine schöne Szenerie, ein interessantes Gesamtbild der Stadt in Wyoming und ihrer Leute sowie einen Spannungsbogen, der in der achten Folge fast unerwartet endet.

Wie sehr die FDP am Ende ist, wissen alle, die sich im entferntesten für die Mobilitätswende und Klimapolitik interessieren. Das Selbstbild der Dagegen-Partei in der Bundes-Koalition wurde gut auseinandergenommen im Piratensender Powerplay und in der Lage der Nation. Beides keine Geheimtipps – schon gar nicht die Lage der Nation, die ich nur noch in feineren Dosierungen als vor einigen Jahren als hörens- und empfehlenswert empfinde.

Wenn meine kognitive Leistung etwas mehr zulässt als dem Diskurs zur FDP zu folgen, genehmige ich mir derzeit Alle Zeit von Teresa Bücker. Der alte Spruch, dass auch das Private politisch ist, wird hier mit einem Blick auf  Zeitgewichtung im alltäglichen Leben wieder bedeutend. Wer wieviel Zeit für welche Aktivität aufbringt, aufbringen darf, aufbringen muss, was von uns in verschiedenen Geschlechterrollen gesellschaftlich erwartet wird, wie sich das ändert und zuspitzt – all das nimmt Teresa Bücker hier in den Blick. Das Buch liegt bei uns zu Hause seit Oktober und ich starte nun mit dem Hörbuch den Versuch, es mir zu genehmigen.

Twitter, Mastodon und LinkedIn

Ich schaue mir Mastodon seit 2016 regelmäßig an und im letzten Jahr hat es für mich an Bedeutung gewonnen. Viele bekannte und wenig neue Kontakte finde ich inzwischen dort. Twitter hat hingegen, wie für viele andere auch, für mich die Relevanz verloren. Entgegen der Erfahrung von vielen anderen sind auch nicht nur meine deutschsprachigen Netzwerke bei Mastodon zu finden, sondern auch viele der englischsprachigen. Und auch mit den gelegentlichen Eigenarten und der sich etwas clunky anfühlenden UX könnte ich mich anfreunden, wäre ich nicht einfach etwas Social-Media-müde. Vielleicht legt sich die Müdigkeit ja beizeiten, dann sehen wir uns dort wieder regelmäßig.

Nicht erst mit dem Abschalten der API für 3rd party apps ist Twitter aber zusehends unbenutzbar geworden. In der “algorithmischen” Timeline finde ich einen Haufen an Werbung und “promoted tweets”, manche Nutzer*innen schaffen es gar nicht mehr in meine Timeline. Noch ist Tweetdeck im Desktop-Browser verfügbar und nutzbar, aber ich denke meine Twitternutzung wird sich zunächst auf ein Minimum begrenzen.

LinkedIn hingegen scheint für viele ein Ausweg aus dem Twitter-Dilemma zu sein. Das regelmäßige Abfeiern über Gebühr von Erfolgen noch so kleiner Natur ist für mich noch etwas zu viel, aber ich gönne natürlich jeder*m die positive Einstellung gegenüber den eigenen Tätigkeiten in der Bürowelt.

Im Februar stand auch ein Besuch bei der Urgroßmutter des Nachwuchses an der Ostsee an, daher rührt das Titelfoto dieses Blog Posts.

 

Monatsnotiz: Januar 2023

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze monatliche Zusammenfassung der Dinge, an denen ich arbeite.

Das hier wird eine etwas andere Monatsnotiz, denn mit dem Februar beginnt auch meine Elternzeit. Und damit eine Auszeit von fast allem, was sich irgendwie mit meinem Beruf am WZB und der Selbstständigkeit in Verbindung bringen lässt. Bis Mitte September ist mein Fokus also nicht bei den Themen, die sonst die Monatsnotizen prägen, sondern beim Nachwuchs. Ich freue mich drauf, auch weil ich mir abgesehen von eben diesem Fokus auf den Nachwuchs nicht viel vorgenommen habe. Obwohl ich immer wieder gefragt wurde, was ich mir denn für meine Elternzeit vorgenommen hätte.

Aber erst einmal der Blick auf den Januar:

WZB

Am WZB bestand ein Großteil meiner Aufgaben darin, die nötigen Übergaben vorzubereiten und Projekte in einen übergabefähigen Status zu überführen. Viele Gespräche, Abstimmungen, Dokumentationen. Aufgefallen ist, dass manche Kolleg*innen am WZB anscheinend gern hier in der Monatsnotiz nachlesen was bei mir los war und das auch intern teilen. Gut so, auch dafür ist die Monatsnotiz da. Und wer hier mitliest, darf mich auch gern bei Fragen oder Anregungen ansprechen. Immer her mit dem Feedback!

Podcasting und Podcasting Workshops

Manche Leser*innen mögen sich langweilen, wenn ich weiter betone, dass Podcast Workshops jederzeit eine willkommene Abwechslung für mich sind. In diesem Monat habe ich zwei Online Workshops gegeben: einmal für Bibliotheken in Mecklenburg Vorpommern, organisiert von der Fachstelle für Bibliotheken MV, und einmal für Hochschulangehörige in Thüringen, organisiert von der Uni in Jena.

In zwei engagierten Workshop-Gruppen sind insgesamt mindestens 5-6 Podcastkonzepte entstanden, die ich unbedingt hören möchte. Von einem Podcast für Assistenzärzt*innen über das Geschehen in der Intensivmedizin bis zum Hörspiel für Kinder, vorgetragen von Bibliothekarinnen, war das Spektrum breit.

Eine wiederkehrende Frage in Podcast Workshops ist, ob es wirklich noch den einen Podcast brauche. Es gibt doch schon so viele. Und jedes Mal fühle ich mich erinnert an die Zeit, als das gleiche über Blogs gesagt wurde. Wer das alles lesen solle, ob ein Blog oder Blog Post dann noch einen Unterschied mache. Die Frage gibt mir dann die Gelegenheit, nach Zielen und Motivation für den eigenen Podcast zu fragen. Möchte ich mich vor Ort als Bibliothek mit anderen Akteur*innen vernetzen, eine lokale Zielgruppe erreichen oder eine bestimmte Nische in meiner Branche, meiner Disziplin oder meinem Netzwerk bespielen? Dann stellt sich die Frage nicht mehr, denn dann weiß ich schon, wer mir zuhören soll oder kann. Und schon habe ich vielleicht auch eine erste Idee, wie ich das Format bauen kann, denn ich habe eine Gruppe von Hörenden oder eine Persona vor Augen, kann sie befragen, probeweise reinhören lassen, oder ins Machen integrieren.

Ausbildung: systemische Organisationsberatung

Meine Ausbildung in der systemischen Organisationsberatung gehört zu den wenigen Tätigkeiten, die ich auch in meiner Elternzeit verfolge und die einen klaren Bezug zu meiner Erwerbsarbeit hat. Bis zum Juli finden in regelmäßigen Abständen Module statt und wir begeben uns als Gruppe in der Ausbildung entsprechend langsam auf die Zielgerade bis zum Abschlusskolloquium.

Im Januar war es unsere Aufgabe, ein zweitägiges Modul selbst zu organisieren. Wir haben uns eigene Fälle in der Organisationsberatung angesehen, in verschiedene Organisationsformen und Branchen geschaut, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Beratung zu identifizieren, und hatten auch Gelegenheit Techniken und Methoden auszutauschen – von Flipchart-Gestaltung bis zu Gruppenmoderation. Aber mein eigentliches Learning war, wie mühsam Selbstorganisation ohne Strukturen sein kann. In der Retrospektive gerade deswegen interessant, weil wir ja eigentlich alle für genau diesen Fakt sensibilisiert sind.

Podcast Empfehlungen, Lese-Empfehlungen

Mit dem Podjournal scheint etwas zu entstehen, das ich schon länger gesucht habe: Joern Schaar liefert einen Podcast mit den wichtigsten Neuigkeiten rund ums Podcasting aus der deutschsprachigen Indie-Podcast-Szene. Es geht auch um Formate, aber bisher vor allem um Technik und Infrastruktur für Podcasting. Definitiv eine Empfehlung für alle, die einen eigenen Podcast betreiben oder es sich zumindest vorstellen können.

11KM: der tagesschau Podcast hat im Lauf des Januar zumindest in meinen Feeds hier und da Aufmerksamkeit bekommen. Und das mit Recht, denn in einer ruhigen und journalistisch-methodischen Art nehmen die Machenden an jedem Wochentag ein Thema auseinander. Nicht tagesaktuell, aber relevant, ohne übertriebene Storytelling-Effekthascherei. Auf jeden Fall eine Empfehlung, ich hoffe das Niveau lässt sich bei dieser Schlagzahl halten.

Header Image: Screenshot von https://leebyron.com/4000/

 

Ausgetrockneter Zweig auf Betonplatte, im Hintergrund grüne Berglandschaft

Monatsnotiz: Dezember 2022

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze monatliche Zusammenfassung der Dinge, an denen ich arbeite.

Die Monatsnotiz für Dezember ist auch eine persönliche Jahresnotiz. Nah liegt es daher, mit dem Blick auf die vergangenen Monatsnotizen zu starten: das war durchwachsen. Seit dem Start im Jahr 2019 habe ich es fast immer geschafft, mich an den namensgebenden Rhythmus zu halten. In diesem Jahr nicht.

Zu viel war los, zu wenig Fokus. Oft auch Unzufriedenheit mit dem, worum es in den Monatsnotizen eigentlich geht: dem Arbeitsleben. Ich habe meine selbstständigen Arbeiten für einen Großteil des Jahres auf das Geben von Podcast Workshops und die Podcast-Produktion für Hamburg hOERt ein HOOU beschränkt. Am WZB war ich oft unzufrieden – weniger mit der Geschwindigkeit, mit der wir weiterkommen, sondern eher mit dem Rahmen, in dem ich in der Lage bin zu arbeiten. Das häufige Hinterfragen getroffener Entscheidungen und verabredeter Strategien hat gezeigt, dass ich andere Wege der Willens- und Meinungsbildung gehen muss. Die Erkenntnis war schmerzhaft, auch weil ich das selbst nicht allein steuern kann, sondern in der Organisation ein Netzwerk und Entscheidungen brauche.

Zum Ende des Jahres dann ein versöhnlicher Ausklang mit meinem Berufs- und Arbeitsleben: in zwei Beratungs-Projekten, beide in Kooperation mit jeweils anderen Berater:innen, habe ich verschiedene Rollen angenommen und mich am Ende in beiden wohlgefühlt. Beide Projekte waren thematisch sehr unterschiedlich: einmal ging es um die digitale Transformation einer großen Uni-Klinik, ein anderes Mal ging es um Fragen der Mitarbeitendengewinnung, employer branding und Mitarbeitendenbindung.

Ausbildung: systemische Organisationsberatung

Im März begann meine Ausbildung in der systemischen Organisationsberatung bei artop. Ein großes Investment – budgetär und zeitlich. Viel gelernt und gleichzeitig immer wieder ein schlechtes Gewissen, nicht so viel lesen zu können wie eigentlich angebracht und sinnvoll. Viele Bücher gekauft und durchgeblättert, wenige gelesen. Ein Vorsatz für 2023 steht also und vielleicht findet sich ja hin und wieder ein Hinweis auf ein Buch hier in der Monatsnotiz.

Die Abfolge der Module der Ausbildung, die Gruppendynamik, die entstehenden Freundschaften und Netzwerke, das Aushandeln von Inhalten und Positionen, das Einbringen von Ideen und die verschiedenen Erwartungshaltungen von 16 Mitgliedern der fest zusammengesetzten Ausbildungsgruppe sind ein interessantes Gemisch und ein oft funktionierender mehrdimensionaler Lernraum.

WZB

Nach einer erheblichen Anfangseuphorie in der Organisation ob meiner Anstellung im Jahr 2020 hatte sich bereits 2021 eine Abkühlung eingestellt. An sich nicht überraschend, aber in dieser Amplitude hätte ich dann doch nicht damit gerechnet. Im vergangenen Jahr ist viel passiert am WZB, ebensoviel ist nicht weitergekommen.

Und doch ist etwas entstanden. Einzelne Mitarbeitende arbeiten dezentral daran, ihre Arbeitsgebiete weiterzuentwickeln. Sie profitieren unmittelbar davon, oft auch langfristig. Manche Änderung, die sich erst langfristig auswirken wird, ist auf den Weg gebracht.

Auch unaufmerksam Lesende werden feststellen, dass mir ein wenig Distanz zum WZB gut tun würde. Wie gut, dass sich diese einstellt, wenn ich ab Februar für sieben Monate in Elternzeit gehe.

Podcasting & Podcasting Workshops

Ich fasse mich hier kurz, weil Leser:innen der Monatsnotizen das eigentlich mitbekommen haben sollten: Podcast Workshops gebe ich nach wie vor sehr gern, remote und vor Ort. Der Fokus im Jahr 2022 lag klar auf Hochschulen, Büchereien und Bibliotheken und das hat Spaß gemacht.

Und auch das Podcasting ist nach wie vor eine gute Sache. Das Feierabendbier Open Education hat darunter gelitten, dass ich weniger Zeit und größere Distanz zum Themenfeld habe. Aber es soll weitergehen.

Auch Hamburg hOERt ein HOOU läuft weiter. Und hier braucht es mal wieder frischen Wind. Ein weiterer Vorsatz für 2023: Hamburg hOERt ein HOOU im Format und inhaltlich weiterentwickeln oder es ruhen lassen, auf die über 50 Episoden zurückblicken und sich darüber freuen, so lange mit interessanten Gesprächspartner:innen zu facettenreichen Themen gesprochen zu haben.

Podcasts und Podcast Empfehlungen

Im letzten Jahr hat sich nach meinem Empfinden auch die Welt des Podcastings noch weiter entwickelt und diversifiziert. Und das sowohl trotz und aufgrund der fortschreitenden Plattformisierung des Podcastings. Trotz der Plattformisierung, weil die Plattformisierung Podcasts noch stärker an ihrer Reichweite misst. Kuttner & Bauerfeind, Lanz & Precht – ein Promi, der:die einen Podcast moderiert oder einfach nur unüberlegt und selbstüberschätzend ins Mikro spricht, garantiert Hörer:innenaufmerksamkeit. Aufgrund der Plattformisierung, weil so erst tiefergehende Produktionen mit Budgets und Ressourcen möglich zu werden scheinen – zumindest in der Breite und regelmäßig.

Nur dezidierte Freizeitprojekte und Überzeugungstäter:innen mit bereits ausgebauter Hörendenschaft kommen noch gut an Spotifiy vorbei. Das Feierabendbier macht auch einen Rückzug, allerdings vor allem um die Arbeit zu reduzieren und nicht weiter die Kontrolle über den eigenen Podcast abzugeben.

In einem Gespräch zum Jahresende haben Sandro Schroeder und Holger Klein das alles besser besprochen als ich es hier könnte. Die Podcastkritik von Übermedien, die Sandro Schroeder gemeinsam mit Larissa Vassilian in ihrer Kolumne verarbeitet haben, wird nach vier Jahren eingestellt und auch das war Anlass des Gesprächs.

Damit sind wir bei meinen Podcast-Empfehlungen, gänzlich unsortiert, für dieses Jahr:

Cui Bono: Wer hat Angst vorm Drachenlord? : ein Überblick über das Drachengame und wie es dazu kam. Zum Ende hin die Erklärung, was das mit uns als Gesellschaft und dem Netz zu tun hat.

Himmelfahrtskommando – Mein Vater und das Olympia-Attentat: Recherche zum Olympia Attentat von München, in der Journalistin Patrizia Schlosser mit ihrem Vater, damals Polizist im Einsatz, recherchiert und nachlebt. Sehr nah dran und über alle Folgen hinweg packend erzählt.

Ohrensessel: Carina und Sandro Schroeder sprechen über Podcasts. Das Format findet sich nach meinem Eindruck noch, lange kam keine Folge raus. Aber die Hoffnung bleibt und alles bisher veröffentlichte war charmant vorgetragen, lehrreich und interessant.

Corporate Therapy: einer der wenigen hörbaren Business Podcasts, und das meine ich als Auszeichnung. Beratung, Soziologie und Business Alltag treffen aufeinander, oft kommt Gutes raus.

Der ganz formale Wahnsinn: Soziologe und Organisationsberater Stefan Kühl im Gespräch mit Andreas Hermwille, der Öffentlichkeitsarbeit für Metaplan macht und früher beim Campusradio war. Alltagsphänomene von Organisationen werden wunderbar seziert. Und wenn es nicht immer wieder nach Campus-Radio Moderation klänge, wäre ich noch zufriedener. Außerdem: nicht verunsichern lassen, der Podcast ist auch außerhalb von Spotify zu finden. Nur die Macher scheinen das nicht pushen zu wollen.

Denkangebot: Katharina Nocun schnappt sich ein Thema, oft auch ein:e Interviewpartner:in und geht ruhig in die Tiefe. Oft rund um Desinformation und Verschwörungserzählungen.

Female Tech Talk: “Damit ihr alle checkt, wie geil Informatik ist”, heißt es im Intro. Eigentlich ist damit und dem Titel des Podcasts alles gesagt und die Neugier hoffentlich geweckt.

Freiheit Deluxe: Bei mir hat Freiheit Deluxe erst in diesem Jahr gezündet. Der in den letzten drei Jahren so oft missbrauchte Begriff der fREiHeiT wird hier wunderbar ruhig im Diskurs und mit Humor besprochen.

quoted. der medienpodcast: Nadia Zaboura und Nils Minkmar reflektieren die Berichterstattung und ihre Rezeption im Zwei-Wochen-Rhythmus, fast immer mit einem Fokus, von dem ich erst hinterher wusste, dass er mir gefehlt hat.

Slow Burn – One Year: 1986: Ohne Slate Abo nervt die Werbung. Selten schafft es ein Podcast, sich so gut in die Szenerie einer Zeit einzufügen. Das Jahr 1986, erzählt anhand von Ereignissen des Jahres, in jeder Folge eins.

Wild Wild Web – der Pornhub Effect Eine weitere BR Produktion. In Season zwei von Wild Wild Web geht es um die Entstehung von Pornhub und die (Netz)Gesellschaft, in der Pornhub sich entwickeln konnte.

“Schwarz Rot Blut” – Podcasts – Radio – WDR: ein True Crime Podcast über rassistische Gewalt in Deutschland. Nah dran, nachdenklich, eine große Hörmepfehlung.

Musik

Ich habe sehr viel mehr Podcasts als Musik gehört. Aber zwei Empfehlungen habe ich dennoch, beide sind sehr unterschiedlich. Einmal UK Hip Hop, einmal deutsche Texte.
Little Simz – NO THANK YOU
DIE NERVEN – DIE NERVEN

Und noch eine Empfehlung für alle, die Zugang zu Apple TV haben: 1971: The Year That Music Changed Everything hat viel Material aus der Zeit, viele Interviews, viel Musik zu einer Reise in das Jahr 1971 und seine musikalischen Entwicklungen zusammengefügt.

Privates

Wirklich private Details finden sich selten hier im Blog. Aber dass ich Vater geworden bin, haben viele spätestens mit der Suche nach einer Elternzeitvertretung am WZB mitbekommen. In 2022 bin ich also Teil einer neuen Familie geworden, der eigenen. Der Nachwuchs entwickelt sich gut und macht genau das, was er soll. Und seine Eltern versuchen sich anzupassen ohne nur noch Eltern zu sein. Auch nicht so ganz einfach, aber lohnend.

Misc

Im Jahr 2022 habe ich auch eine neue Website in die Welt entlassen und bin nach wie vor recht zufrieden.

Über die letzten 12 Monate habe ich vergeblich versucht, einen Podcast zu systemischer Beratung zu finden, den ich uneingeschränkt empfehlen kann. Und ob ich den Podcast, den ich gern hören möchte, selbst produzieren kann, ist eine weitere Überlegung.

Header Image “trockener Zweig auf Beton” von Christian Friedrich unter CC-Zero

Monatsnotiz Oktober 2022

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze monatliche Zusammenfassung der Dinge, an denen ich arbeite.

Vier Monate, keine Monatsnotiz. Die bisher längste Durststrecke in der nun seit über drei Jahren andauernden Serie der Monatsnotizen. Aber da bin ich wieder und schaue Anfang November auf den Oktober zurück:

WZB

Stop starting, start finishing. Ein alter Spruch, aber in seiner Anwendung auf meine Arbeit am WZB ist er angebracht. Zu viele Ideen, nicht immer die eigenen, habe ich angegangen. Es wird Zeit ein paar zu Ende zu bringen.

Allein schon, weil ich zunächst nur noch bis Ende Januar dort bin und dann eine Vertretung für meine Elternzeit suche. Ich selbst verschwinde für sieben Monate von der Bildfläche und freue mich über jede Weiterempfehlung des Stellenangebots.

Was ich bis Januar zu Ende bringen möchte: die Weiterentwicklung des Online-Kurses zu Nextcloud, den wir im letzten Jahr entwickelt haben. Der Kurs hilft Anwender:innen, sich Nextcloud anzueignen – auch über die Grenzen des WZB hinaus. Die letzten Hürden nehmen wir hoffentlich in den kommenden Wochen.

Davon ab: viele kleine Dinge, die ich bis Januar abschließen will.

Ausbildung: Systemische Organisationsberatung

Meine Ausbildung zum systemischen Organisationsberater bei artop ist ungefähr in der Halbzeit angekommen. Nach einem längeren Blick auf Organisationen, dann Gruppen und Teams, schauten wir im Oktober verstärkt auf Moderation.

Im Rahmen der Ausbildung ist auch ein Praxisprojekt vorgesehen: gemeinsam mit 2 Ko-Auszubildenden berate ich eine große semi-öffentliche Organisation dabei, an ihrer eigenen digitale Transformation zusammenzuarbeiten. Neue Perspektiven, manche lassen sich auch direkt auf andere Kontexte übertragen.

Podcasts

Über zwei Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal mit Juliane Bönecke und Maik Helfrich gesprochen hatte. Juliane kennt sich mit Epidemien und Public Health aus, Maik ist Profi in der Entwicklung von Comupterspielen. Zusammen mit vielen anderen haben sie ein Spiel entwickelt, in dem Du als Verwaltungsangestellter in einer Hamburger Behörde die Folgen einer Epidemie einschätzen und eindämmen sollst. Noch vor der COVID Pandemie entstanden, erklärt sich die Spiel-Idee inzwischen schon fast von selbst. Ende November kommt dann endlich das Spiel, komplett frei lizenziert und frei verfügbar, heraus. Wer den Podcast Hamburg hOERt ein HOOU abonniert, wird auch von uns erinnert, dass es nun Zeit zu spielen ist.

“Social” Media

Twitter ist in den letzten Wochen ein noch merkwürdigerer Ort gewesen. Manche zeigen sich von dem Kauf durch Elon Musk völlig unbeeindruckt und warten auf erste spürbare Änderungen bevor sie sich rühren, andere kommen in der nun dritten oder vierten Welle rüber zu Mastodon oder löschen ihre Profile einfach ohne Ersatz.

Zumindest scheint nun bei Mastodon mehr los zu sein. Ich bin hier zu finden und freue mich über neue Verknüpfungen.

Auch Xing hat länger durchgehalten als ich dachte. Lange wahrgenommen als die etwas knochige deutschsprachige Alternative zu Feelgood-Selfpromo-LinkedIn, hat es Xing nun geschafft und selbst treuere Nutzer:innen vergrault, indem die vielgenutzten Gruppen abgeschafft werden und sich zusehends mehr Schlangenöl-Vertriebsleute breitmachen, die Erfolgsversprechen in einfachen drei Schritten in Selbsterkenntnis-Seminaren am Wochenende für vierstellige Beträge vermarkten. Das Business-StudiVZ scheint also auch auf dem weiter absteigenden Ast, trotz des Rebrandings in Richtung “New Work”, noch bin ich aber auch dort zu finden. Wer sich dort oder anderswo verknüpfen mag, hier sind alle nötigen Links zu finden: https://www.christianfriedrich.org/about/

No Fear

Ich war erst skeptisch, dann aber doch im Kino um mir Igor Levit: No Fear anzusehen und kann das guten Gewissens jeder und jedem empfehlen. Mehr als die einfache Begleitung eines Pianisten, denn im Film lässt sich der Beginn der Pandemie sehr nahbar aus der Sicht des Künstlers, der zu Beginn des Jahres 2020 noch einen Haufen von Konzerten plante, nachleben. Die Heimkonzerte, der zaghafte Versuch, wieder aufzutreten, die persönlichen Eindrücke sind im Stil fast roh und unkommentiert festgehalten. Große Empfehlung, denn zumindest ich habe beiläufig auch etwas über Musik gelernt, und es dreht sich glücklicherweise auch nicht nur um die Pandemie.

Header Image “Vogel im Zoo” von Christian Friedrich unter CC0

1-2-4-all: In der Gruppe Meinungen, Fragen und Ideen sichtbar machen

Zu Beginn meiner Arbeit am WZB habe ich einen internen Blog ins Leben gerufen, in dem wir Tipps und Erfahrungen austauschen können. Es geht um Fragen digitaler und mobiler Zusammenarbeit sowie um konkrete Tipps und Tricks mit Software und Hardware. Ein eher von der Gemengelage am WZB unabhängiger Post bezieht sich auf die manchen sicher bereits bekannte Methode “1-2-4-all” aus den Liberating Structures. Hier der Post, vielleicht finden ja auch Menschen außerhalb des WZB daran gefallen. Continue reading →

Monatsnotiz Mai und Juni 2022

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze monatliche Zusammenfassung der Dinge, an denen ich arbeite.

Diese Monatsnotiz hat die (un)dankbare Aufgabe, auf zwei Monate zurückzublicken.

Lernen

Lernen ist Arbeit und Arbeit ist Lernen. Etwas zu nah an einer Plattitüde als mir lieb ist, aber für die letzten Monate zutreffend. In den letzten acht Wochen habe ich gelernt und, BRD’s gonna BRD, auch Zertifikate eingesammelt. Ich bin nun

Der Reihe nach: Brandschutzhelfer*in werden ist nicht schwer. Die initiale Qualität von Branschutzhelfer*innen liegt darin, sich nicht schnell genug wegzuducken, wenn gefragt wird, wer das denn für den jeweiligen Flur / die Etage mal machen könne. Am WZB folgt daraufhin eine theoretische Schulung durch Externe (in meinem Fall: PowerPoint Karaoke in Zoom) sowie eine praktische Prüfung mit verschiedenen Feuerlöschern. Im Anschluss dann eine Gebäudebegehung, bei der auch der Treppensteiger zum Probeeinsatz kommt. Wer sich für 5-10 Minuten in teils schönen, teils schaurigen Prospektbildern und Demo-Videos verlieren möchte, möge “Treppensteiger” in die Suchmaschine des Vertrauens eingeben.

Certified Scrum Master zu werden, ist etwas aufwendiger. In meinem Fall bestand die Hauptarbeit darin, eine dreitägige Schulung bei Agile.Coach zu besuchen und im Anschluss einen Online-Test zu bestehen. Alternativ gibt es die Möglichkeit, sich im Selbststudium Wissenswertes und weniger Wissenswertes zu Scrum anzueignen und dann einen etwas anspruchsvolleren Test bei scrum.org zu absolvieren. Der von mir gewählte Weg hat sich als goldrichtig herausgestellt: Guter Workshop mit der Möglichkeit, eigene Vorbehalte und Distanzen zum Thema zu überwinden, Scrum anzuwenden, zu probieren und zu besprechen. Angeleitet von einem merklich qualifizierten und angenehm zielorientiertem Trainer und in einer Gruppe, die in ihrer Zusammensetzung heterogener war als vorab befürchtet.

Ende Juni dann die Weiterbildung zu Camunda und BPMN 2.0. Um am WZB zu einer gemeinsamen Sprache für Prozessbeschreibungen zu kommen, haben wir für eine erste Gruppe von 10-12 Menschen eine interne Schulung organisiert. Auch hier: viel ausprobieren anhand eigener Prozesse, etwas Theorie und viel mehr Praxis. Das war eine gute Mischung und insbesondere das Konzept, relativ früh mit eigenen Prozessen zu arbeiten, kann ich sehr empfehlen.

Die Ausbildung in der systemischen Organisationsberatung ist weiterhin gleichermaßen fordernd und interessant:

Im Mai lag der Fokus auf dem Verstehen von Organisationen. Also nicht die Analyse von Prozesseffizienz, Kennzahlen, Rollenbeschreibungen und Führungsverständnissen. Viel mehr ging es um das Verständnis für die Textur einer Organisation, die Beobachtung von Artefakten und Verhaltensweisen ihrer Mitglieder und die möglichen Rückschlüsse auf ihre Werte und Grundannahmen. Drei vollgepackte Tage mit vielen angerissenen und andiskutierten Theorien, Übungen, Reflexion und etwas Praxis.

Im Juni dann das Augenmerk auf die Frage, wie wir Organisationen in Bewegung versetzen können. Was sich hier bei mir (hoffentlich) festsetzen wird: ein Blick auf die Ressourcen der Organisation, also auf Alles, das dazu beiträgt, dass die Organisation bis zu dem Punkt der Betrachtung ja erfolgreich Bestand hatte. Hier liegen Schlüssel, um Bewegung auszulösen und als interne*r sowie als externe*r Berater*in fällt es dennoch viel leichter, sich auf Ändernswertes zu konzentrieren.

Lehren

Im Mai und Juni hatte ich auch vielfach Gelegenheit, als Lehrender aufzutreten. An der Uni Siegen und der HAW Hamburg habe ich je einen Podcast Workshop vor Ort gegeben. In beiden Fällen mit der Hochschullehre im Blick, an der HAW noch angereichert um den Blick auf Wissenschaftskommunikation. Großer Spaß, denn in beiden Workshops war wieder einmal zu erkennen, dass Podcasts entstehen werden.

So auch in dem Online-Workshop, den ich im Auftrag des Weiterbildungszentrums der FU Berlin für Angehörige von Bibliotheken angeleitet habe. Wenn sich hier auch nur 1-2 Podcasts durchsetzen und trotz organisationaler und budgetärer Einschränkungen das Licht des RSS-Feeds entdecken, steigert das die Freude über einen ohnehin schon vielversprechenden Workshop.

In den letzten Wochen wanderte der Blick auch in das Jahr 2023 und die Programme der Weiterbildungseinrichtungen. There’s more to come.

Am WZB habe ich gemeinsam mit einer geschätzten Kollegin aus der Abteilung Kommunikation einen kurzen Online-Workshop ausprobiert.

Thema: Besser schreiben in der Verwaltung. Die Renovierung und Weiterentwicklung unseres Wissensmanagements hat die Aufmerksamkeit auch in Richtung unserer Texte und Beschreibungen gelenkt. Und das sonst recht ungelenke Thema der Reisekostenabrechnung kann, allein schon wegen seiner Verankerung im BRKG, jede Aufmöbelung gebrauchen. Das erste Feedback war gut und wir müssen nun darauf achten, dass Erlerntes nicht durch Gewohntes verdrängt wird.

Podcasts

Drei kurze Podcast-Empfehlungen habe ich.

Zuerst: Rough Translation von NPR (englischsprachig), und zwar die Sonderserie @Work, in der das Team tiefe Einblicke in die Welt der Arbeit in verschiedenen Kulturen liefert. Vom Scheitern, der Illegalität Angestellte nach Feierabend zu kontaktieren, Lunch-Kultur und Überarbeitung. Große Empfehlung!

Dann: Schwarz Rot Blut, ein Podcast von COSMO, zumindest in meinem Dunstkreis auch schon mehrfach weitergereicht und empfohlen. Nicht abschrecken lassen von dem True Crime Label, der Podcast ist trotzdem gut. Mitreißend ohne reißerisch zu erzählen, gut recherchiert zu einem Thema, das in Deutschland nach wie vor unterbelichtet ist.

Außerdem: Let’s Talk Climate Action! – hier durfte ich im Lauf des letzten Jahres bei der Konzeption und der Produktion rumschlaumeiern und mit dem Team an der Idee des Podcasts arbeiten. Der Trailer ist seit ein paar Wochen online und, wenn ich das richtig sehe (hoffentlich), holt das Team um den Podcast gerade tief Luft um dann einen gut gemachten Podcast zur Klimakrise und ihrem Verhältnis zu public health rauszuhauen.

Stolpersteine

Auf dem Gehweg vor dem Haus, in dem ich wohne, wurden im Juni Stolpersteine verlegt. In einer der Wohnungen meiner Nachbar*innen, vielleicht auch in meiner, wohnte Famile Abrahamsohn.

Fünf Stolpersteine, im Gehweg verlegt, für Mitglieder der Familie Abrahamsohn

Stolpersteine in Berlin Wilmersdorf, Holsteinische Straße

Ich habe es leider nicht geschafft, die Verlegung zu besuchen. Zu kurz vorab kam die Ankündigung. Schön aber war zu beobachten, wie sich direkt im Anschluss an die Verlegung und auch über die folgenden Tage Passant*innen, Kinder mit ihren Eltern teils recht lange von den Stolpersteinen aus dem Tritt bringen ließen, die Steine genauer studierten und sich über sie unterhielten. Zumindest hier wurde das Projektziel also erreicht. Wer einen Online-Stolperstein sucht: das Museum Auschwitz-Birkenau bzw. sein Twitter Account sind eine Folgeempfehlung, die regelmäßig Stolpersteine in meinen Twitter Feed verlegt.

 

Header Image “Unwetter” von Christian Friedrich unter CC-Zero.

Sticker "arte ultras" auf Hauswand

Monatsnotiz April 2022

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze monatliche Zusammenfassung der Dinge, an denen ich arbeite.

Ich bin spät dran. Also starten wir direkt rein:

WZB

Der Start in den April war gleichzeitig das Ende eines Urlaub. Am ersten WZB Arbeitstag dann ein Termin zur Bestandsaufnahme in kleinem Kreis unter voller Ignoranz aller bis dahin eingegangenen E-Mails und Anfragen. Ein Kaltstart also, nachdem ich im Lauf des Urlaubs nicht intensiv an meine Rolle und meine Aufgaben am WZB gedacht hatte, und eine Empfehlung für alle, die ausgeschlafen und wach ihren ersten Arbeitstag nach Abwesenheit nutzen möchten.

Podcasts und Podcast Workshops

Zwei Podcasts sind im April unter meiner Mitwirkung entstanden:

Nach ihrem längeren Gespräch mit Christian Stöcker in Folge 50 von Hamburg hOERt ein HOOU über exponentielles Wachstum und für ein besseres Verständnis von eben diesem habe ich mit Nicola Wessinghage das Gespräch aus unseren jeweiligen Perspektiven in Folge 51 Revue passieren lassen. Wir haben die Nebenschauplätze aus Folge 50 genommen und sie gemeinsam ausgearbeitet. Ob das für Zuhörende hilfreich, verwirrend, interessant oder nichts von alledem war, würde mich interessieren. Feedback gern.

In Episode 52 habe ich mit Fiete Stegers über Fake News und Desinformation im Kontext der Invasion der Ukraine gesprochen. Sein HOOU Lernangebot gibt Lehrkräften und Pädagog:innen einfache Beispiele und Methoden an die Hand, um im Bildungskontexten Desinformation in Social Media zu identifizieren und zu besprechen.

Ein Podcast Workshop hat im März begonnen und im April sein Ende gefunden, ein anderer begann im April und hat im Mai geendet. Teilnehmer:innen aus öffentlichen Bibliotheken haben beim ZBIW der TH Köln an ihren Podcast-Ideen gearbeitet, Grundlagen erlernt und ich wäre überrascht, wenn nicht in 3-4 Monaten neue Podcasts entstanden sein werden. Wie auch in den letzten Workshops mit Teilnehmer:innen aus Bibliotheken und Büchereien war ich beeindruckt von der “Ich mache das jetzt einfach mal” Mentalität der Teilnehmenden. Das Klischee der unbeweglichen, langsamen öffentlichen Einrichtung auf dem Land, die eine Heimat für ebenso unbewegliche Angestellte bietet, sprengen die Teilnehmenden der Podcast Workshops regelmäßig. Gut so.

Ein weiterer Workshop rund um Podcasts in der Hochschule startete im April an der Uni Jena und endete (eigentlich nach Monatsfrist, aber vor Veröffentlichung dieser Monatsnotiz) im Mai. Und auch hier: Themenideen wie gemacht für Podcasts. Gespräche mit krebskranken Patient:innen, die Medizin-Studierenden neue Perspektiven sowie Einblicke und Empathie mit Betroffenen ermöglichen sollen; Interviews mit Lehrkräften aus Thüringen, die sich zu Themen rund um digitale Formate in der Schule vernetzen können; Interviews mit Mathematik-Forscher:innen, die Studierenden die Angst vor dem Finden der ‘richtigen’ Forschungsfrage nehmen und neugierige Blicke auf Forschungsfelder der Mathematik ermöglichen sollen; ein Interview-Podcast für Migrantinnen, der durch Interviews mit Migrantinnen Perspektiven auf die Einwanderung nach Deutschland ermöglichen soll.

Die Workshops zu Podcasts sind inzwischen fast inspirierender als die Podcasts selbst.

Ausbildung

Meine Ausbildung in der systemischen Organisationsberatung ist im April weiter in Tritt gekommen, wenn ich auch noch nach dem ‘richtigen’ Modus suche, um das eigene Lernen zu unterstützen. Die Module finden in Abständen von 4-6 Wochen vor Ort statt, zwischendrin Peer Groups und Projektarbeit. Größte Herausforderungen bisher ist es, Zeit zu finden, in der ich wach und aufmerksam genug bin, um konzentriert Texte zu lesen. Also übliche Probleme und Tipps mit ihnen umzugehen sind jederzeit willkommen.

Misc

Ich habe den Newsletter von Laura Hilliger für mich wiederentdeckt. Ich abonniere ihn seit einiger Zeit und der Humor, das offene Selbstzweifeln, die klugen Gedanken und unterhaltsamen Links sind eine solide Mischung für einen guten Start in ein Wochenende.

Neue Folgen kommen wohl bald, bis dahin tut es vielleicht das Archiv: Der ganz formale Wahnsinn führt in Themen und Kontroversen rund um Organisationen und Zusammenarbeit ein und mir gefällt die Mischung aus Academia, Praxis und angedeuteter Polemik.

Header Image: arte ultras, Christian Friedrich lizenziert unter CC Zero

Monatsnotiz März 2022

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze monatliche Zusammenfassung der Dinge, an denen ich arbeite.

Die Häfte des März 2022 habe ich im Urlaub von meiner Arbeit am WZB verbracht, teils im Erholguns- und teils im Bildungsurlaub. Aber es gibt auch anderes zu berichten:

Podcasting

Für Hamburg hOERt ein HOOU habe ich mit René Danz und Jennifer Pohlmann besprochen, wie Bildung, Open Educational Resources und Nachhaltigkeit zusammenhängen in ihrer Arbeit zusammenhängen.

Das Feierabendbier Open Education hat mal wieder Aufmerksamkeit von Markus Deimann und mir bekommen. Anlass war das Buch “Träge Transformation” von Sascha Friesike und Johanna Sprondel, für das ich hier eine dicke Leseempfehlung aussprechen möchte. Wir besprechen das Buch Kapitel für Kapitel. Die Folge ist hier und überall, wo es Podcasts gibt, zu finden. Feedback und Anregungen sind sehr willkommen, Weiterempfehlungen ebenso.

Ich war auch mal wieder in einem Podcast zu Gast: Elisabeth Barkov hat ihre Masterarbeit dem Thema Podcasts in der Hochschulbildung gewidmet und im Zuge ihrer Thesis auch einen eigenen Podcast produziert, hier zu finden. In “Educasting – Podcasts in der Hochschulbildung” spricht sie mit Gäst:innen über ihre Haltungen und Erfahrungen zum Thema Podcasts, auch in der Verknüpfung mit Hochschule und Hochschullehre. Besonders empfehlen kann ich ihr Gespräch mit Ronny Röwert, der Podcasts als Medium für Lehre und Lernen sehr schön einordnet.

Podcastempfehlungen und eine Leseempfehlung

Schon zum zweiten Mal in Folge in meinem Empfehlungen ist 99% Invisible zu finden: in “The Future of the Final Mile” wird das in Deutschland nicht unbekannte Problem der unzureichenden Internetanbindung, insb. auf der letzten Meile, beschrieben. Natürlich geht es auch um kreative Designs, um dem Problem der schlechten Anbindung zu begegnen, nicht ohne Fragen der Benachteiligung ohnehin schon benachteiligter Gruppen auszulassen.

Eine zweite Empehlung: der Podcast Denkangebot von Katharina Nocun. Gleich zwei Folgen kamen im März im Podcatcher an und insbesondere das Gespräch mit Josef Holnburger über Verschwörungsglaube, Corona-Leugnung und Putin-Verehrung ist sehr hilfreich als Raster, um aktuelle Lagen und Situationen einzuordnen und zu bewerten. Die Folge zu Faktenchecks mit Uschi Jonas liefert in Ergänzung viel praktischere Einblicke in die Arbeit gegen Desinformation.

Radiolab hat mit der Folge “The Right Stuff” Argumente für behinderte Menschen als Astronaut:innen gesammelt, mit Forschenden zum Thema gesprochen und sie bei Praxisversuchen begleitet. Hörenswert für alle, die sich mit Fragen des Designs von Umwelt und ihrer Zugänglichkeit befassen.

Geschichten aus der Geschichte ist es mit der letzten Folge “Tauben, die Raketen steuern und Kybernetik” gelungen, Einblicke in die Kybernetik, den Behaviorismus, krude Militärtechnik und das Aussterben der Wandertaube zu liefern. Insbesondere denen, die sich für B.F. Skinners Geschichte und seinen Impact auf (digitalisierte) Bildung interessieren, sei hier dann auch gleich Audrey Watters’ Buch Teaching Machines dringend empfohlen.

Die Leseempfehlung: The future of work: the problem with millennial productivity books ist eine schöne Einordung der Literatur zu Selbstoptimisierung, Produktivitätssteigerung und ihrer Grenzen. Im Ganzen lesenswert.

Ausbildung: Systemische Organisationsberatung

Im März habe ich nun endlich auch die schon lange geplante Ausbildung in der systemischen Organisationsberatung beginnen können. Der Auftakt bestand in einem ausführlichen Kennenlernen der Gruppe von Teilnehmenden, die gemeinsam die nächsten 15 Module bis Sommer 2023 durchlaufen werden. Grundlagen der Systemtheorie, erste Erfahrungen in Beratungsgesprächen und eine gute Stimmung, getragen von guter Laune bei gleichzeitiger Ernsthaftigkeit und gegenseitigem Vertrauen machen Lust auf die kommenden Monate und Module.

Learnings bisher: ein System ist immer in seinem bestmöglichen Zustand. Und die Unterscheidung zwischen Beratungs-, Klienten- und Beratersystem ist zwingend.

 

Header Image: Cretto di Burri, Christian Friedrich, lizenziert unter CC Zero, aufgenommen in Cretto di Burri